In der Gesamtästhetik orientiert sich die neue Orgel an den Instrumenten, wie sie im 19.Jahrhundert in Frankreich gebaut wurden: Ein Hauptwerk mit den wichtigsten Grundstimmen, spielbar vom ersten Manual. Dazu ein Schwellwerk (die Register stehen in einem separaten Gehäuse, welches mit Drehtüren versehen ist und der Organist durch Schließen und Öffnen über ein Fußpedal die Lautstärke regeln kann), in dem weitere Farbregister stehen, angefangen von den leisen Streichern bis zur gravitätischen Zungenstimme. Im Pedal ist nur eine Bassstimme disponiert, die sich durch entsprechende Kopplung der Manualregister verstärken lässt.
Bei der Überlegung und der Orientierung an den romantischen Orgeln in Frankreich fällt zwangsläufig der Name Cavaillé-Coll. Aristide Cavaillé-Coll war der wichtigste Orgelbauer in Paris(1838-1898), der richtungsweisend die Entwicklung der symphonischen Orgel vorantrug.

Für das Pinneberger Projekt haben wir zahlreiche seiner realisierten Dispositionen verglichen sowie die Mutin-Cavaillé-Coll Orgel im Osnabrücker Dom untersucht. Neben diesem großen Vorbild gab es aber auch andere Firmen, die ebenfalls bemerkenswerte Instrumente hervorbrachten.
Die lothringische Firma Dalstein & Harpfer verstand es auf besondere Weise, die Vorzüge deutsch und französisch romantischer Klangästhetik zu verbinden.
Durch die Übernahme einiger alter Register kommt diese Ästhetik der deutschen Labialregister und der französischen Grundkonzeption sowie der Zungenstimme dem neuen Konzept sehr entgegen.

So möchten wir die entstandene Orgel nicht als zwingende Stilkopie verstanden wissen, sondern als kreativ gestaltetes Instrument, welches sich an verschiedenen Vorbildern orientiert.
Da die Grundfläche für die Orgel durch das alte Gehäuse sowie den Aufstellungsort genau vorgegeben war, konnte nur eine bestimmte Anzahl an Registern gebaut werden.
Einige technische Besonderheiten geben der neuen Orgel zusätzliche klangliche Möglichkeiten. Neben den Normalkoppeln, die die verschiedenen Klangebenen auf mechanische Weise miteinander verbinden, gibt es auch zwei Oktavkoppeln. Spielt man auf dem ersten Manual einen Ton, können die jeweiligen Töne des zweiten Manuals eine Oktave höher und tiefer mit betätigt werden. Durch diese Weise lassen sich die verschiedenen Stimmen verdoppeln.

Für Organisten, die nur manualiter (ohne Pedal) spielen, haben wir eine Transmission des Pedalregisters Subbaß 16′ in das Hauptwerk gebaut. Der sogenannte Bordunbaß bietet von C-f° ein Bassfundament für die linke Hand, ohne das dabei die melodieführenden Stimmen der rechten Hand abgedunkelt werden. Zur Vereinfachung dieser technischen Möglichkeit stehen die großen Basspfeifen auf einer pneumatisch angesteuerten Zusatzlade hinter der Orgel.

Ein zusätzlicher Choraltritt ermöglicht es dem Organisten, eine fest voreingestellte Registrierung per Fußtritt einzuschalten. Bei der Ausführung der einzelnen Teile haben wir Wert gelegt auf eine solide Verarbeitung. Die Windladen sind nach klassischem Vorbild komplett aus massiver Eiche gebaut. Ein großflächiger Faltenbalg versorgt die Orgel mit ausreichend Wind und sorgt durch eine spezielle Regulierung dafür, dass bei sehr großem Windverbrauch und vollem Spiel der Winddruck leicht ansteigt und dies einem Winddruckabfall in den Windladen entgegenwirkt. Die Betätigung der Register ist ebenfalls aus massiven Hölzern sowie Eisenwinkeln und Schwertern gebaut. Die Tontraktur (Spielmechanik der Tasten) besteht aus feinjährigen Fichten- sowie Ahornhölzern. Die Wellen zur Mechanikverteilung sind aus Metall.

Das klassizistische Orgelgehäuse wurde restaurativ überarbeitet und fehlende Segmente ergänzt. Das Schwellwerk des zweiten Manuals haben wir aus starken Fichtenrahmen gebaut, die dickwandige Füllungen und Schwellklappen aus Multiplexholz tragen. Dieses Material ist standfest und als Schallabsorber in dieser Funktion besonders wirksam.

Die alten Register der Vorgängerorgel wurden gründlich aufgearbeitet und wo nötig erweitert. Die neuen Register wurden aus 75%iger Zinn-Bleilegierung hergestellt. Die Trompete im SW ist nach französischem Vorbild gefertigt.
Bei der Intonation (Klanggebung) der einzelnen Stimmen kam es darauf an, die Register klanglich zu formen und der Akustik des Kirchenraumes anzupassen. So soll jedes Register einzeln klanglich ausgewogen sein und in der Mischung mit anderen Stimmen zu neuen Klängen verschmelzen. Dieses Projekt haben wir im Jahr 2012 umgesetzt.

Disposition

Hauptwerk

Principal 8′
Gambe 8′
Hohllöte 8′
Prestant 4′
Nasat 2 2/3′
Doublette 2′
Bordunbaß 16′

Schwellwerk

Rohrflöte 8′
Salicional 8′
Vox Coelestis 8′
Flöte 4′
Mixtur III 2′
Trompete 8′

Pedal

Subbaß 16′

Spielhilfen: Manualkoppel, Sub- und Superkoppel II/I, Pedalkoppel I+II
Choraltritt, Tremulant auf das ganze Werk

Klangbeispiele