Restaurierung und Erweiterung der Orgel in der Basilika St. Godehard 2021-2022
Die Orgel wurde 1912 hinter dem Prospekt der Vorgänger Orgel erbaut. Das Vorgängerinstrument aus dem Jahr 1863 stammte aus der Hildesheimer Werkstatt Stahlhuth und besaß 40 Register, verteilt auf zwei Manualen und Pedal.
Für den Neubau 1912 verwendeten Furtwängler & Hammer etwa 7 Register des Stahlhuthschen Pfeifenbestandes für insgesamt 45 Register.
Die Orgel besaß pneumatische Taschenladen mit einem freistehenden Spieltisch.
Durch Kriegseinwirkung im Jahr 1945 wurde die Orgel stark in Mitleidenschaft gezogen. Bereits 1946 erfolgte eine umfassende Instandsetzung durch Emil Hammer, bei der auch die Disposition umfassend aufgehellt wurde. Nach dieser Maßnahme besaß das Instrument kein Streicherregister mehr. Diese wurden entweder entfernt oder zur Klangaufhellung in gekürzter Form weiterverwendet. Sogar das einzige 2‘ Register der gesamten Orgel wurde durch Verkürzen als Aufhellung verwendet.
Weitere Maßnahmen erfolgten im Jahr 1970 durch die Werkstatt Hillebrand, bei der die Traktur elektrifiziert sowie ein entsprechend moderner Spieltisch angeschlossen wurde. Das Windsystem wurde modifiziert, wobei durch Einbau zusätzlicher Schwimmerbälge die Winddrücke der einzelnen Werke differenziert wurden. Des Weiteren erfolgte der Einbau der Vox Humana im Schwellwerk.
Bei der nun erfolgten Restaurierung 2021-2022 wurde das Instrument technisch überarbeitet. Eine große Hilfe bei der Restaurierung war die originale Bauakte, die sich in unserem Firmenarchiv befindet. Die Windladen mit sämtlichen Taschenventilen wurden überarbeitet. Das Windsystem mit dem noch originalen Magazinbalg wurde wieder in die ursprüngliche Form gebracht und mit einem neuen leistungsstarken Gebläsemotor versehen.
Im Bereich der Steuerung wurden sämtliche Komponenten der Elektrik erneuert. Eine Rückführung auf eine pneumatische Traktur wäre unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht sinnvoll gewesen. Zudem birgt die elektrische Steuerung enorme Vorteile, gerade bei Großinstrumenten dieser Art. Der Spieltisch wurde komplett neu gebaut, dabei aber ästhetisch unter Berücksichtigung der originalen Zeichnung in alter Machart neu interpretiert.
Das Pfeifenwerk wurde restauriert und wo nötig wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht. Fehlende Register wurden anhand der Mensurlisten rekonstruiert.
Des Weiteren erfuhr die Orgel einige Erweiterungen. Der Tonumfang im Manual ist von f³ auf a³ erweitert worden, was das Spektrum der spielbaren Orgelliteratur vergrößert. Ebenso ist der Tonumfang im Pedal von d1 auf f1 erweitert worden.
Als typische Klangfarbe wurde zusätzlich eine deutsch romantische Oboe 8‘ im zweiten Manual disponiert. Eine gängige und notwendige Klangfarbe, die bisher fehlte. Um der Orgel mehr Expressivität zu verleihen, besitzt nun das zweite Manual auch einen Schwellkasten.
Im Pedal ist zur Steigerung der Gravität die Posaune 16‘ um eine Oktave Contraposaune 32‘ als Extension erweitert worden, sodass mit wenig Aufwand eine entscheidende tiefe Klangfarbe das Plenum stützt. Ebenso konnte ein original erhaltener Violon 16‘ nun in die Orgel integriert werden. Dieses Register wurde schon 1912 realisiert, ist aber durch einen späteren Umbau zu einem Quintbaß 10 2/3‘ verändert worden. Dies ist die einzige Änderung des großen Umbaus, die sich gehalten hat.
Sämtliche Zubauten und Erweiterungen sind in Bauart, Ausführung sowie Materialauswahl der Originalsubstanz angepasst, sodass in Hinblick einer denkmalpflegerischen Vorgehensweise Rechnung getragen wurde. Zudem sind sämtliche Erweiterungen reversibel angelegt.
Abschließend erfolgte die Intonation der gesamten Orgel, wobei das typisch deutsch romantische Klangbild mit all seinen Facetten wieder herausgearbeitet wurde.
Die Fachberatung lag in den Händen von Dr. Stefan Mahr, zuständiger OSV.
Disposition
Hauptwerk C-a3
Prinzipal 16´
Majorprinzipal 8´
Gemshorn 8´
Fugara 8´
Doppelflöte 8´
Bordun 8´
Octav 4´
Rohrflöte 4´
Rauschquinte II
Cornet III-V
Mixtur III-V
Fagott 16´
Trompete 8´
Positiv schwellbar
Bordun 16´
Minor Prinzipal 8´
Flute harmonique 8´
Gamba 8´
Rohrflöte 8´
Prinzipal 4´
Traversflöte 4´
Flautino 2´
Mixtur III-IV
Trompete harm. 8´
Oboe 8´
Schwellwerk
Gedackt 16´
Geigenprinzipal 8´
Concertflöte 8´
Viola 8´
Quintatön 8´
Aeoline 8´
Vox Coelestis 8´
Gemshorn 4´
Salizional 4´
Progressio II-III
Clarinette 8´
Vox Humana 8´
Pedal C-f1
Majorbaß 16´
Prinzipalbaß 16´
Violon 16´
Subbaß 16´
Gedecktbaß 16´
Quintbaß 10 2/3´
Oktavbaß 8´
Cello 8´
Sanftbaß 8´
Oktave 4´
Contraposaune 32´
Posaune 16´
Clarinette 8´
Koppeln: POS/HW 16´, POS/HW 4´, HW/HW 4´, SW/HW 16´, SW/HW 4´, SW/POS 16´, SW/POS 4´, POS/POS 16´, POS/POS 4´, SW/SW 16´, SW/SW 4´, HW/P 4´, POS/P 4´, SW/P 4´, Setzersystem, Crescendo, Generalschweller, Manualwechsel II u. III, Pianopedal, frei programmierbare Koppeln, Aufnahme -und Wiedergabefunktion, Tremulant für Positiv und Schwellwerk (Vox Humana 8´)
Deutsch-Romantische Orgelmusik
Martin Kohlmann an der Orgel von Furtwängler & Hammer in der Basilika St. Godehard zu Hildesheim.
Martin Kohlmann hat Kirchenmusik mit dem Schwerpunktfach Orgelliteraturspiel, Chor-/Ensembleleitung und Musiktheorie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover studiert. Als Organist pflegt er ein breit gefächertes Repertoire und geht einer regen europaweiten Konzerttätigkeit nach. Etliche Video- und CD-Produktionen sowie Rundfunkaufnahmen dokumentieren seine vielseitige künstlerische Tätigkeit.
Die Aufnahme erfolgte im September 2022.
Diese CD ist zu beziehen über: www.ambiente-audio.de, Bestell-Nr. ACD-1096