Die Orgel der Nicolaikirche wurde 1965 durch unsere Firma gebaut. Baustil, Materialien und Klang waren ganzheitlich derr “neo-barocken” Epoche geschuldet. Neue moderne Materialien wie Kunststoff, Gummi und Aluminiumdraht kamen zum Einsatz. In dieser Zeit hatten die meisten romantischen Orgeln des ausgehenden 19. Jahrhunderts sowie der Jahrhunderrtwende keinen sehr guten Stand und wurden beseitigt oder klanglich verändert. In Papenburg entschied man sich für einen Neubau mit 14 Registern, der das romantische Vorgängerinstrument ersetzte.

Die Disposition der Register war allerdings nach heutigen Maßstäben unausgeglichen und zu spitz angelegt. Vor allem das Pedal war mit Subbaß 16′, Cornett 2fach und Trompete 8′ unterbesetzt. Zudem gab es viele synthetische Bauteile, deren Funktionsdauer nun am Ende war.

Bei der Konzeption der Renovierung und Erweiterung erschienen uns folgende Punkte wichtig:

– das Instrument sollte in seiner Ganzheit als barock orientiertes Instrument respektiert und weiter geführt werden

– absehbare Materialermüdungen sollten beseitigt werden

– zeittypische Merkmale wie z. B. Aluminiummechanik sollte erhalten werden

Abgängige Materialien wie z.B. gummierte Gewebetücher wurden durch klassische Lederhäute ersetzt. Der wichtigste und bedeutendste Schritt war aber die Möglichkeit einer Erweiterung der Orgel. Hinter dem sichtbaren Orgelgehäuse wurde ein zusätzliches Gehäuse aufgebaut mit einer eigenen Windlade. Dieses gesamte Werk ist dem Pedal zugeordnet. Ein Teil der Pedalpfeifen stand früher im Hauptgehäuse inmitten der Register, die vom Manual angespielt werden (durchschobene Lade).

Die neue Verschiebung gab die Möglichkeit, die Manualregister ebenfalls um zwei wichtige charaktervolle Register zu erweitern. So gibt es nun im Hauptwerk eine Trompete 8′, die einen festlichen strahlenden Klang besitzt. Ergänzt wird sie noch durch ein dreifaches Kornett.

Im Pedal gibt es neben dem vorhandenen Bassregister Subbass 16′ nun auch noch ein labiales 8′ und 4′ Register. Eine neue Posaune 16′ gibt dem Orgelplenum die nötige und lang vermisste Gravität. Durch eine tiefggreifende Intonationsarbeit sind nun die klanglichen Nuancen und Möglichkeiten deutlich gewachsen.

Ergänzend zu diesen Registererweiterungen wurde die Windanlage um einen grossen Magazinbalg erweitert, was so einen stabilen aber nicht starren Wind erzeugt und somit der Klang organischer wird.

Durch all diese Massnahmen ist ein sehr “vielsprachiges” Instrument entstanden, welches erstaunlicherweise sehr viel mehr Epochen der Orgelliterartur gerecht wird, als man auf dem ersten Blick auf die Disposition zu hoffen wagt.

Der festliche Einweihungsgottesdienst fand am ersten Advent 2015 statt. Es spielte Winfried Dahlke.

Das Konzert am Nachmittag wurde gespielt von Francien Janse-Balzer und Stefan Manzke.

Disposition

Hauptwerk

Prinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Oktave 4′
Cornettio III (2015)
Mixtur IV
Trompete 8′
(2015, zeittypisches Register von 1964)

Brustwerk

Gedackt 8′
Blockflöte 4′
Waldflöte 2′
Cymbell II
Krumhorn 8′
(2015, neu)

Pedal

Subbaß 16′
Oktavbaß 8′
(C-H Holz, ab c aus Choralbaß 4′)
Choralbaß 4′
Posaune 16′
(2015 C-H Holz, ab c Auszug aus Trompete 8′)
Trompete 8′

Tremulant auf das ganze Werk, Winddruck 64mm WS, Stimmung Bach Keller.